Zeit zu handeln


Übersicht Referenten-Diskutanten

Thomas Mayer

smallImage

 vergrößern

Thomas Mayer (geboren 1954) ist Senior Fellow am Center for Financial Studies der Universität Frankfurt und Berater u.a. der Deutschen Bank. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre promovierte er 1982 am Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Zwischen 1983 und 2002 war er für den Internationalen Währungsfonds, Salomon Brothers und Goldman Sachs tätig. Seit 2002 arbeitet er für die Deutsche Bank. Zunächst war er bis 2009 Chief European Economist und Co-Head of Global Economics in London. 2010 wurde er zum Chefvolkswirt der Deutschen Bank und Leiter von Deutsche Bank Research ernannt. In dieser Funktion war er bis Mitte 2012 tätig. In seiner Forschungsarbeit konzentriert er sich auf internationale und europäische Wirtschaftssysteme.

Kurzstatement

In einer stagnierenden Wirtschaft ist der Zins relativ hoch und die Fähigkeit zur Verschuldung gering. Da es der Politik schwer fällt, in einem solchen Umfeld Konflikte um die Einkommensverteilung zu vermeiden und sich die Produktionsstruktur nur schwer einer sich ändernden Nachfrage anpassen lässt, ist sie versucht, den Zins zu drücken und so das Wachstum zu beschleunigen. Damit erzeugt sie aber nur wirtschaftliche Instabilität und Ineffizienz.

Ausgewählte Veröffentlichungen

A Sovereign Wealth Fund to Lift Germany's Curse of Excess Savings, CEPS Policy Brief No. 280, Centre for European Policy Studies, Brüssel (mit Daniel Gros) (2012)

Liquidity in times of crisis: Even the ESM needs it, CEPS Policy Brief No. 265, Centre for European Policy Studies, Brüssel (2012)


Ausgewählte Zitate


"Die Zentralbanken legen den Zins einfach flach, wie ein Surfbrett im Wasser. Wir haben heute eine Zentralbank-Geldwirtschaft. Die Märkte sind nicht mehr frei, die Zentralbanken werden dafür sorgen, dass der Realzins negativ bleibt. [...] Wir erleben eine gigantische Ausweitung der Geldmenge, bei der kein Ende abzusehen ist. Es gibt keine Anzeichen, dass die Zentralbanken Geldverknappung zulassen. Höhere Inflation wird kommen."
In: "Geldsystem wird Krise mit Chance von 50 Prozent nicht überleben"

"Um den von der modernen Finanztheorie versperrten Blick auf die Natur des Zinses wiederzufinden, lohnt es sich, bei der österreichischen Schule der Nationalökonomie nachzuschlagen. Dort wird der originäre Zins aus der Präferenz der wirtschaftlich Handelnden für zeitlich früher verfügbare, ansonsten aber gleiche Güter abgeleitet. Eine solche zeitliche Präferenz ergibt sich aus der Natur menschlichen Handelns, das ein gegebenes Ziel auf dem kürzesten Weg erreichen will. Erfordert die Erreichung eines wirtschaftlichen Zieles einen längeren, mit der Herstellung eines Kapitalguts verbundenen Produktionsprozess, so bestimmt der originäre Zins die zusätzliche Menge an künftigen Konsumgütern, die hergestellt werden müssen, um die zur Herstellung des Kapitalguts notwendige Aufgabe gegenwärtiger Konsumgüter zu rechtfertigen. Der für Kredite zur Herstellung des Kapitalguts veranschlagte Marktzins unterscheidet sich vom originären Zins durch Aufschläge für die Marge der Kreditinstitute, das spezifische Ausfallrisiko des Kredits und das allgemeine Risiko, dass der Kredit mit entwertetem Geld beglichen wird."
In: "Die Mär vom risikofreien Zins", FAZ, 22. September 2012